„Geh voran, bleibt alles anders“ – Vom Jurastudium zum Cybercrime beim BKA Die Karriere von Alexandra K. im BKA
Start-ups sitzen in Szenekneipen und entwickeln zu zweit oder zu dritt an ihren Notebooks Geschäftsideen. Kaum jemand hat jedoch den Innovations-Hub auf dem Schirm, der in einer alten Kaserne in Wiesbaden sitzt, 24 Stunden am Tag/7 Tage pro Woche kreativ ist, im In- und Ausland agiert und jede Menge Leute kräftig zum Zittern bringt.
… bei den Cyber Cops.
Nach dem Staatsexamen zum BKA
Okay, als „Cop“ bezeichne ich mich eigentlich nicht. Ich bin Kriminalbeamtin mit sogenannter Befähigung zum Richteramt. Nach meinem zweiten juristischen Staatsexamen stellte ich sehr schnell fest, dass ich nicht den Rest meines Lebens in einer anonymen Großkanzlei verbringen möchte. Ich wollte etwas Anderes: Teamarbeit, Kreativität, Internationalität … und die Welt etwas sicherer machen.
Seit nunmehr 18 Jahren arbeite ich im Bundeskriminalamt (BKA). Zunächst beim Staatsschutz in Meckenheim und danach in vielen verschiedenen Bereichen in Wiesbaden: Kriminalistisches Institut, Stab des BKA-Präsidenten, IT, Beratungsstelle für polizeipraktische Rechtsfragen und seit April bin ich in der neu gegründeten Abteilung Cybercrime (CC) und das ist genau das, was ich immer machen wollte.
Jeden Tag neue Herausforderungen im Team meistern
Eine Personalberatung hätte meinen Lebenslauf betrachtet und wäre sehr schnell zu dem Ergebnis gelangt, dass eine Mutter von zwei kleinen Kindern ohne nennenswerten technischen Hintergrund in einer Tekkie-Abteilung nicht Fuß fassen können wird. Wie soll sie die Abläufe verstehen? Wie sich Akzeptanz verschaffen? Nun, ich würde antworten, dass sie das BKA und insbesondere das Team bei CC nicht kennen. Es ist richtig, dass mich die Thematik immer wieder herausfordert: DDOS-Angriffe, Ransom Software, Bot-Netze, Spoofing, Root-Zugriffe, Hack Back … Der große Pluspunkt der Abteilung CC ist die Kollegialität und die Hilfsbereitschaft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ja, viele Informationen findet man im Internet, aber wenn es um die Details geht, gibt es zu jeder Frage Fachleute, die bereitwillig ihre Kenntnisse weitergeben.
Und die Kolleginnen und Kollegen wissen, dass zu jedem Input ihrerseits ein Output meinerseits erfolgt. Wie das? Die Abteilung CC geht jeden Tag kreative und zukunftsweisende neue Wege. Gerade im Bereich Cyber ist es wichtig, immer am Ball zu bleiben. Die Kriminellen entwickeln sich technisch immer weiter … und wir bleiben mit ihnen auf Augenhöhe. Die Kolleginnen und Kollegen sind innovativ in ihren Ermittlungsmethoden und wir im Rechtsbereich müssen genauso innovativ sein … und ideenreich! Die Auslegung der Rechtsnormen eröffnet uns immer Spielräume, aber jede noch so originelle Idee stößt an ihre Grenzen. Deshalb müssen wir die Politik, die Ministerien und die Öffentlichkeit für die Konsequenzen sensibilisieren, wenn Gesetze, die für die analoge Welt entwickelt wurden, auf Straftaten und Modi Operandi treffen, die ausschließlich in der digitalen Welt stattfinden.
Ist der Gesetzgeber einmal überzeugt, startet das Gesetzgebungsverfahren. Und auch hier sind wir wieder im Boot. Ist der vorgeschlagene Normentext tatsächlich geeignet, die rechtliche Lücke zu schließen? Oder muss noch etwas daran „justiert“ werden? Und die Gesetzesbegründung muss natürlich auch passen … und es ist schon ganz cool, wenn von uns vorgeschlagene Formulierungen sich im fertigen Gesetz wiederfinden.
Ich habe nie bereut, mich für das BKA entschieden zu haben. Im Gegenteil: Wer es liebt, im Team zu arbeiten, kreativ ist, ständig neue Herausforderungen sucht, gerne international unterwegs ist und dabei noch unsere Gesellschaft etwas sicherer machen möchte, ist im BKA an der richtigen Stelle. Besonders spannend ist, dass man nie weiß, was der Tag für einen bereit hält – wie Herbert Grönemeyer schon sagte: „Bleibt alles anders“.
